Am Meer: Freigeistige Denk-Horizonte…


“ Es gibt kein Geschehnis in der Natur, auch nicht das einfachste, das von den Theoretikern jemals vollkommen verstanden werden wird. „

Galileo Galilei, Freigeist. (1564-1642)


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MAXIMEN UND REFLEXIONEN

Was wir für Tugenden halten, ist oft nur eine bunte Reihe von Handlungen und Interessen, die das Schicksal oder unser eigenes Geschick zu einem Ganzen verbunden hat: Und nicht immer aus Tapferkeit und Keuschheit sind die Männer tapfer und die Frauen keusch.

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Die Leidenschaft macht oft den klügsten Mann zum Narren Und den größten Dummkopf zum klugen Mann.

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Die großen und glänzenden Taten, die das Auge blenden, werden von den Politikern als Ergebnis großer Pläne hingestellt, während sie doch gewöhnlich nur Auswirkungen von Launen und Leidenschaften sind.

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Wir sind alle stark genug, das Unglück anderer zu ertragen.

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Es bedarf grösserer Tugenden, das Glück zu ertragen als das Unglück.

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Der Eigennutz, der einen blind macht, macht andere sehend.

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Der Verstand wird stets vom Herzen getäuscht.

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Das beste Mittel betrogen zu werden, ist, sich für schlauer zu halten als andere.

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Wir sind so gewohnt, uns vor anderen zu verstellen, dass wir uns am Ende vor uns selbst verstellen.

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Was die Menschen Freundschaft genannt haben, ist nur eine Verabredung zur gegenseitigen Schonung der Interessen und zum Austausch guter Dienste; es ist schließlich nur ein Handel, bei dem die Eigenliebe stets auf ihren Gewinn bedacht ist.

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Es ist leichter, für andere weise zu sein als für sich selbst.

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Die wahre Tapferkeit besteht darin, dass man ohne Zeugen tut, was man vor aller Welt zu tun fähig wäre.

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Der Eigennutz weiß den Namen der Tugend ebenso vorteilhaft für sich zu gebrauchen wie das Laster.

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Niemand verdient das Lob der Güte, wenn er nicht die Fähigkeit hat, böse zu sein; jede andre Güte ist zumeist nur Trägheit oder Willensschwäche.

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Die Demut ist oft nur eine erheuchelte Unterwürfigkeit, um sich andre zu unterwerfen. Sie ist ein Kunstgriff des Stolzes, der sich erniedrigt, um sich zu erheben; und mag er sich auf tausend Arten verwandeln, nie ist er besser verkleidet und fähiger zu täuschen, als wenn er sich unter der Maske der Demut verbirgt.

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Bei keiner Leidenschaft herrscht die Selbstliebe so gewaltig wie bei der Liebe, und man ist stets mehr geneigt, die Ruhe der geliebten Person aufzuopfern, als die eigene zu verlieren.

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Was man Freigebigkeit nennt, ist meist nur die Eitelkeit zu geben, an der uns mehr gelegen ist als an dem, was wir geben.

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Das Mitleid ist oft ein Gefühl unserer eigenen Leiden in den Leiden anderer. Es ist eine kluge Voraussicht, der Unglücksfälle, die uns selbst begegnen können. Wir gewähren anderen Hilfe, um sie zu verpflichten, sie uns in ähnlichen Fällen zu gewähren; und diese Dienste, die wir ihnen leisten, sind genau genommen Wohltaten, die wir uns selber im voraus erweisen.

La Rochefoucauld, Freigeist. (1613-1680)


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“ Aufklärung
ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.
Selbst verschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung zu bedienen.
Sapere aude!
Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung. „

Immanuel Kant, Freigeist. (1724-1804)

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